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Endlich! Endlich dürfen wir über Emotionen, Erfahrungen und Erlebnisse der ersten und
zweiten Staffel: „Geschickt eingefädelt“ sprechen. Es war ein wundervoller Nachmittag und
unsere Interviewpartner haben einfach einmal ganz entspannt aus dem Nähkästchen
geplaudert.
Anika – Zuerst mal herzlichen Glückwunsch! Du bist zu Deutschlands bester Hobbyschneiderin
gekürt worden in Deutschlands größtem Nähwettbewerb „Geschickt eingefädelt, wer näht am
besten“ – wie fühlst Du Dich?
Auf jeden Fall geht für mich ein riesiger Traum in Erfüllung. Letztes Jahr hatte ich zwei Wünsche fürs
Leben: Einmal Guido treffen und in ein Elefanten‐Camp fahren. In diesem Camp sind verwaiste oder
verletzte Elefanten untergebracht. Man kann dort für ein paar Wochen wohnen und die Elefanten
gesund pflegen. Diesen Wunsch kann ich mir jetzt mit meinem Preisgeld ermöglichen. Beide Wünsche
sind so schnell in Erfüllung gegangen ‐ jetzt muss ich mir erst mal ein paar neue Wünsche überlegen.
Anika – Wirst Du beim Einkaufen schon erkannt und angesprochen?
Ich komme ja aus einem superkleinen Ort mit 5000 Einwohnern und – in unserer lokalen Zeitung
stand auch, dass ich in „Geschickt eingefädelt“ als Kandidatin teilnehme. Ich werde sehr oft – auch
beim Einkaufen ‐ angesprochen, wie toll die Sendung ist und alle sind sehr stolz, dass ich dabei bin.
Aber ich komme dann immer nach Hause und habe die Hälfte meiner Einkäufe vergessen. An der Uni
habe ich es eher geheim gehalten. Ich bin ja an einer Design‐Uni und da liegt die Latte nochmal viel
höher, alles wird sehr kritisch begutachtet und bewertet. Aber alle die es gewusst haben, haben
mitgefiebert und sich sehr gefreut.
Anika/Inge ‐ Gerade war das Finale! Welche Emotionen sind denn da bei Euch freigesetzt worden
Inge – ich bin mindestens so aufgeregt wie die Kandidaten und fiebere sehr mit. Im Fernsehen sieht
man ja nur eine kleine Sequenz. Wir drehen zwei ganze Tage und diese werden dann auf gerade mal
auf 1 h Sendezeit zusammengeschnitten – es ist ja noch Pause zwischendrin. Da sieht man nur einige
Highlights. Es passiert nämlich ganz viel hinter den Kulissen und natürlich läuft auch manchmal
einiges schief. Guido und ich greifen dann auch mal ein wenn wir merken, dass es ganz aus dem
Ruder läuft. Was der Zuschauer gar nicht sieht ist: Ich helfe den Kandidaten, das ist mir wichtig.
Während des Drehs, wenn wir nicht im Loft sind, sitzen Guido und ich dann in einem separaten Raum
vor den Bildschirmen und sehen über die einzelnen Kameras genau was passiert. Dort sind wir dann
unter uns können alles noch einmal Revue passieren lassen. Wir geben dann auch schon mal
Einschätzungen ab, z.B. welcher Kandidat ist der Stärkste, welcher der Schwächste. Wie haben sich
die Kandidaten weiterentwickelt. Ich spreche dann mit Guido wie mit einem Prüfungsausschuss‐
Mitglied. War die Stoffauswahl richtig, ist da noch Potential, schafft er das heute, ist die
Schnittauswahl korrekt, hat sich der Kandidat überschätzt, usw. Also wir fachsimpeln dann richtig.
Eine Frage, die mir oft gestellt wird ist: „Man kann die Teile doch niemals in der Zeit nähen – das ist
doch geschönt“. Nein, ist es nicht. Das Upcyling‐Thema hatte 3‐4 h, bei den Maßanfertigungen, z.B.
dem Hemd 5 h, beim Kleid waren es 7 h. Die Zeit, die die Kandidaten bekommen schwankt von
Aufgabe zu Aufgabe. Selbst meine Mitarbeiter sagen „das schaffen wir nicht in der Zeit“. Das schafft
man, weil man so unter Adrenalin und Druck. Ich kenne das auch von mir in der Werkstatt – wenn ich